Wenn der Planer A sagt und der Bürger B meint...

Über die Grenzen partizipativer Stadtplanung

Bürgerwerkstatt Blankenburger Süden

Über die Grenzen partizipativer Stadtplanung

Partizipative Stadtplanung ist ein komplexes Geschäft – das kann man wohl ohne zu übertreiben sagen! Viele Themen, viele Fragen, viele Probleme und Herausforderungen und noch mehr Akteure, die diese Rahmenbedingungen unterschiedlich wahrnehmen. Ein Dickicht aus Anforderungen, die es gilt in Bürgerveranstaltungen zu sortieren, zu erklären und zusammenzuführen. Doch der Blick in die Praxis der Bürgerbeteiligung, insbesondere in den direkten Dialog zwischen Bürger*innen und Planern*innen zeigt – oftmals wird hier gewollt oder ungewollt aneinander vorbeigeredet.

Der Grund ist einfach: In diesen Mikrokosmen dialogischer Stadtplanung stoßen Probleme des Alltags der Bürger*innen auf abstrakte Betrachtungsszenarien und Planungsinstrumentarien, die diese Anliegen nur schwer verarbeiten können. Dort, wo so etwas passiert, klafft eine Beteiligungslücke, die Bürger*innen, Planer*innen, Verwaltung und Politik gleichermaßen ernüchtert und demotiviert. Was kann getan werden, um diese Lücke zu schließen? Wie können Planer*innen und Bürger*innen wieder kommunikativ zusammenfinden? Im Beitrag für das Online-Magazin „PlanungNeuDenken“ begebe ich mich auf eine Spurensuche im Mikrokosmos dialogischer Stadtplanungen.

Demnach sind neben anderen, insbesondere drei Faktoren für eine verbesserte Verständigung zwischen Planer*innen und Bürger*innen bei der partizipativen Stadtentwicklung aus meiner Sicht wichtig:

Klare Rolle der Planer*innen – Erklärend einordnen: Von Beginn an sollte klar sein, was die angestrebte Planung leisten kann und was nicht. Insbesondere in der direkten Gesprächssituation sollten die Rückmeldungen aus der Bürgerschaft fachlich eingeordnet und diese Einordnung ausreichend erklärt werden. Was kann ein integriertes Stadtentwicklungskonzept leisten und was nicht? Insbesondere auf das „was nicht“ sollte immer wieder eingegangen werden. Dies bedeutet keine Schwächung der Beteiligung – ganz im Gegenteil: Dies zeigt einen fachlich fundierten und damit wertschätzenden Umgang mit den Hinweisen der Bürger*innen. Klar ist auch: Das Erklärende Einordnung ist eine komplexe Aufgabe und braucht Zeit, Geduld und die Offenheit auf allen Seiten, sich gegenseitig zu verstehen zu wollen.

Klare Rolle für die Moderation – Konkretisierend vermitteln: Die Moderation dieser Beteiligung sollte stets darauf achten, bei Unklarheiten nachzufragen und dabei planerische Konzepte möglichst konkret werden zu lassen. Was heißt das konkret für die Bürger*innen? Wie muss ich mir diesen Grünzug dann vorstellen?

Kultur der „prozessualen Offenheit“: Stadtplanung ist ein umfassendes Thema für die Stadtgesellschaft. Es gibt neben Schwarz und Weiß viele Grautöne und Graumuster, die zusammen so etwas wie eine gemeinsame Zukunftsvision einer Stadt bilden. Kein Beteiligungsprozess wird es schaffen alle Perspektiven aufzunehmen und zu spiegeln – umso wichtig ist es, die Kultur der „prozessualen Offenheit“ schon in die DNA des Beteiligungsverfahrens einzupflanzen. Beteiligung zeigt sich damit offen für Einflüsse von außen, ohne dabei seinen Kern und seine Ziele zu vergessen. Wie kann das aussehen? Gibt es einen Diskussionsabend zur Grünentwicklung der Stadt, kann man seine Veranstaltungsteilnehmer*innen darauf hinweisen. Forscht ein Seminar der Universität zum Radverkehr in der Stadt, holt man sie zur Bürgerwerkstatt „Mobilität“ als Experten und Praktiker hinzu. So zeigt der Beteiligungsprozess, dass er Stadtentwicklung nicht sektoral sondern integriert betrachtet – und als eine Herausforderung, die die Stadtgesellschaft gemeinsam reflektieren und voranbringen muss. Und diese Perspektive ragt zeitlich meist weit über das Beteiligungsverfahren hinaus.

Weitere Erläuterungen und Erfolgsfaktoren des Bürger*in-Planer*in-Dialogs in der Stadtentwicklung gibt’s im Artikel bei pnd online... 

Dieser Beitrag wurde von Julian Ermert verfasst.

Wir haben Ihr Interesse geweckt?